Stress

Stress – Wie wirkt er sich auf den Körper und die Psyche aus? 

Auf einen Blick:

Der deutsche Begriff „Stress“ leitet sich zum einen aus dem Englischen („stress“-dt. „Druck, Anspannung“) und andererseits vom lateinischen Verb stringere (dt. „anspannen“) ab. Mit diesem Begriff werden einerseits körperliche und psychische Reaktionen auf bestimmte Reize, andererseits aber auch die körperliche und geistige Belastung, die aus den Reizen, aber auch den Reaktionen entstehen können, bezeichnet. Stress tritt nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Tieren und Pflanzen auf, dort wirkt er evolutionstechnisch und selektiv, um bestimmte Verhalten zu neutralisieren und Vertreter der Art beispielsweise resistenter gegenüber äußeren Einflüssen werden zu lassen.

Definition des „menschlichen Stress“

Abgesehen von der Tier- und Pflanzenwelt sowie der Physik spricht man heute vor allem im Bezug auf die Arbeitswelt und das persönliche Umfeld von Stress. Eine entsprechende Stressreaktion wird dabei als ein subjektiver Zustand eines Menschen definiert, der aus einer ängstlichen und ablehnenden Haltung gegenüber einer nahenden, subjektiv betrachtet lang andauernden Situation, die nicht vermieden werden kann, entsteht. Die betroffene Person geht dabei in einer solchen Situation von Stress davon aus, dass sie diese nicht beeinflussen oder gar bewältigen kann. Stress ist also vereinfacht gesagt die Beanspruchung eines Menschen und seiner Ressourcen durch Belastungen, die zum Beispiel physikalisch (Kälte, Lärm, etc.), toxisch (z.B. Rauch) oder psychisch bedingt sein können. Auch bestimmte emotionale Einstellungen, wie etwa Erwartungen oder Befürchtungen, können zu Stress führen. Darüber hinaus wird Stress auch als die Anpassung des Körpers an die beschriebenen Situationen bezeichnet.

Stress verursachende Sachverhalte

Stressfaktoren treten insbesondere im psychosozialen Feld auf. So zählen zu den wichtigsten Faktoren unter anderen Zeitmangel/Termindruck, Konflikte (z.B. in der Partnerschaft, der Familie), finanzielle Sorgen, fehlender kreativer Spielraum, Verantwortung, Mobbing, Schichtarbeit, Fließbandarbeit, Versagensangst, Perfektionismus, Schlafentzug, Reizüberflutung, seelische Probleme, bedeutende Ereignisse (Notfälle, Prüfungen, Hochzeiten, etc.), Unterforderung sowie auch der so genannte „Technostress“, bei dem sich Betroffene durch neue technische Entwicklungen überfordert fühlen.

Reaktionen auf Stress

Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf Stress – dabei wirkt sich dieser jedoch nicht nur auf ihr Verhalten aus, sondern kann den Körper auch deutlich beeinflussen. Mögliche Stressrekationen sind unter anderem Durchblutungsstörungen im Gehirn, Trauer, Angst. Schuld, Müdigkeit, Hoffnungslosigkeit, Aggression, Bewegungsdrang, Verwirrung, Konzentration Halluzination, Vergesslichkeit, Übelkeit, Atemlosigkeit, Muskelschwäche, Antriebslosigkeit, Magen-Darm-Probleme, erhöhter Blutdruck, Herzstechen, Hörsturz, Ausschlag, unreine Haut, rote Augen, Schlaganfall, Herzinfarkt, Schlafstörungen, soziale Isolation sowie viele weitere. Jeder Mensch reagiert mit anderen Symptomen und in unterschiedlich starker Weise.

In manchen Fällen kann der Stress sogar zu einer Sensibilisierung führen, so dass zukünftig in entsprechenden Reaktionen mit stärkeren Reaktionen zu rechnen ist. Eine solche Sensibilisierung tritt vor allem bei einer posttraumatischen Belastungsstörung auf.

Letztlich bedeutet für jeden etwas anderes: Belastungen im Privatleben und am Arbeitsplatz, das tägliche Einerlei oder Monotonie – das alles kann Stress sein. Und jeder reagiert darauf anders: Ängstlich oder traurig, hilflos, ärgerlich oder hektisch, vielleicht auch mit vermehrtem körperlichen Unwohlsein.

Wenn Stress im Privatleben oder am Arbeitsplatz entsteht, liegt dies oft an verschiedenen Faktoren. Typische Stressoren sind Überforderungen, z. B. durch Doppelbelastungen durch Beruf und Familie. Nicht selten bringen auch Auseinandersetzungen mit Partnern oder Bekannten jemanden so richtig in Stress. Stress kann auch durch zu wenig Beschäftigung bzw. Langeweile entstehen und manche machen sich wahren “Freizeit-Stress”.

Fast immer ist es aber so, dass Betroffene, die unter Stress stehen, die Übersicht über die Belastungen verlieren. Daher ist oft der erste Schritt zu einer Stressbewältigung ein Innehalten um wieder den Überblick über das Stressgeschehen zu gewinnen.

Gelingt es den Betroffenen nicht, Stress gesund zu bewältigen, zeigt der Körper meist die ersten Warn-Signale. Die Abbildung stellt verschiedene Ausdrücke aus dem “Volksmund” dar, die die körperlichen Reaktionen bei Stress gut beschreiben. Es kann z.B. passieren, dass Dauerstress einem sprichwörtlich “im Magen liegt”, man also Magenschmerzen oder Verdauungsschwierigkeiten bekommt. Die Stressreaktionen sind, wie die Vielfalt der aufgeführten Sprichworte zeigt, sehr individuell.

Viele Menschen verschärfen den Alltagsstress zusätzlich durch negativ gefärbte Gedanken. Bei näherer Betrachtung wird aber oft deutlich, dass Selbstvorwürfe oft unbegründet sind. Gelingt es den Betroffenen, sich von diesen negativen Gedanken ein wenig zu distanzieren, ist oft schon viel gewonnen.

Stress durch psychische Belastungen bei der Arbeit

Wer kennt ihn nicht – den Stress auf der Arbeit. Dabei gehört eine gesunde Portion Anstrengung durchaus zur Arbeit dazu. Wenn die Belastungen allerdings zu groß werden, kann es zu gesundheitlichen Folgen kommen.

Zu den stärksten Belastungen bei der Arbeit zählen: Zeitdruck, Monotonie, zu große Verantwortung. Aber auch das Team kann zur Quelle des Stresses werden. Fällt die Arbeit mit Kollegen schwer und entstehen zu häufig Konflikte, die nicht gelöst werden, dann belastet dies das Arbeitsklima sehr.

In einem Training zur Stressbewältigung können auch die Belastungen und Stressoren der Arbeit thematisiert werden. Ein gesünderer Umgang mit Stress kann gefördert werden.

Hintergründe und Theorie zu Stress

Stress stellt – normalerweise – eine überlebensnotwendige Reaktion auf bedrohliche Umweltgegebenheiten (Stressoren) dar, denen man am besten mit Flucht (also gar nicht) oder Kampf begegnet. Stress ist wahrscheinlich das grundlegendste unserer Gefühle. Er tritt nicht nur bei Menschen auf, sondern wurde auch bei allen Tierarten bis hin zu so einfachen Organismen wie Seeschnecken und ähnlichen wirbellosen Tieren gefunden. Stress ist jedoch nicht grundsätzlich ein schlechtes Gefühl, sondern eine biologisch sinnvolle Reaktion mit einem hohen Überlebenswert. Sie ist als wichtiges Signal für Bedrohungen im Laufe von vielen tausend Jahren Evolutionsgeschichte entstanden. Die physiologischen Reaktionen wie erhöhter Herzschlag und eine stärkere Durchblutung der großen Muskeln haben eine Alarmfunktion und dienen dazu, den Körper auf eine Handlung vorzubereiten Kampf oder Flucht. Wissenschaftlich wird plötzliche oder kurz andauernde Angst daher auch als “Kampf/Flucht-Reaktion” bezeichnet. In früheren Zeiten, als die Menschen bzw. ihre Vorfahren noch in der freien Natur lebten, war es lebensnotwendig, dass bei Gefahren eine automatische Reaktion eintrat, die sie auf unmittelbares Verhalten vorbereitete (angreifen oder weglaufen). Für die Entwicklung des Menschen (und auch anderer Lebewesen) war die Entstehung von Angstreaktion also sehr wichtig, um den Organismus vor Gefahren zu warnen und somit zu seinem Schutz beizutragen. Heutzutage sind aber nicht mehr solche Reaktionen wie Kämpfen oder Flüchten angebracht. In den seltensten Fällen auf jeden Fall ist es möglich, den “Stressor” kurzerhand im Kampf auszuschalten. Auch ist ist selten möglich vor Stress einfach wegzulaufen. Unsere Zivilisationsregeln lassen das meist nicht zu. Die Abbildung illustriert dies in treffender Weise.

Es gibt wohl niemanden, der nicht ein gewisses Ausmaß an Stress erlebt hat. Jedem sind Stressempfindungen bekannt. Körperliche Veränderungen, die mit Stress einherghen sind z. B.:

· Beschleunigung des Herzschlags / Steigerung des Blutdrucks

· Ausschüttung von Adrenalin/Noradrenalin, Cortison ( Unterdrückt mittelfrisitg das Imunsystem)

· Hemmung der Verdauungstätigkeit

· Pupillenerweiterung

· Erweiterung der Atemwege

Diese körperlichen Reaktionen sind für Kampf/Fluchtverhalten notwendig, stellen mittel- bis langfristig aber eine Gefährdung für die Gesundheit dar.

Ein gewisses Maß an Stress, insbesondere in unbekannten Situationen, ist auch in unserer heutigen hektischen Zeit noch notwendig. Oftmals ist das “Alarmsystem” aber druch dauernde Beanspruchung überempfindlich geworden. Wenn das Stressniveau dauerhaft hoch ist, setzt eine allgemeine schwächung des Körpers ein und Beeinträchtgungen und Krankheiten drohen.

Eine bekannte Theorie zur Erklärung von Stress ist die “Coping-Theorie” über Stress. Sie beschreibt, durch welche gedanklichen Bewertungsprozesse mehr oder weniger Stressempfinden beim Menschen entsteht: Zunächst wird eine Situation hinsichtlich ihrer persönlichen Bedeutsamkeit eingeschätzt ( “primary appraisal” ). Wird die aktuelle Situation als persönlich relevant bewertet und werden aus der Situation resultierende – interne oder externe – Anforderungen an das Individuum wahrgenommen, erfolgt eine Prüfung der zur Verfügung stehenden Bewältigungsstrategien ( “secondary appraisal” ). Die beiden genannten Bewertungsprozesse bestimmen das emotionale Erleben des Individuums während des Copingvorganges sowie die im Endeffekt gezeigte Reaktion.

Lazarus unterscheidet mögliche Streßbewältigungsstrategien zum einen in problem-fokussiertes Coping und zum anderen in emotions-fokussiertes Coping bzw. kognitive Strategien. Während erstere tatsächliche Verhaltensweisen darstellen, die auf eine Änderung der Situation, mit der das Individuum interagiert, abzielen, bestehen letztere in einer Neubewertung der aktuellen Reizgegebenheiten mit dem Ziel, den aversiven Effekt eines Stressors zu vermindern, ohne den Stressor selbst direkt zu beeinflussen. Die Effektivität problem-fokussierter oder emotions-fokussierter Copingstrategien hängt dabei von der Kontrollierbarkeit einer spezifischen streßvollen Situation (d.h. von der Beeinflußbarkeit durch konkrete Handlungen) durch das betroffene Individuum ab.

Die Wichtigkeit der Erholung

Um ernsthaften Erkrankungen vorzubeugen – und entgegenzuwirken -, die aus Stress entstehen können, ist es unbedingt notwendig, dass Phasen der Anstrengung/Anspannung und Phasen der Erholung ausgewogen auftreten. In der Arbeitswelt findet die Vermeidung von Stress zum Schutz der Mitarbeiter unter anderem im Arbeitsschutz Anwendung.

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