Ruben Langwara & Dirk W. Eilert – Die Kraft unserer Emotionen – Junfermann-Verlag – Rezension
Ein sehr informationsreiches Buch mit innovativen Ansätzen bezüglich der Nutzung unserer Emotionen als Ressourcen für mehr Resilienz, gestützt durch zahlreiche wissenschaftliche Daten. Zentrales Element dieser Publikation ist das von den Autoren „Mesource“ genannte Verfahren, das sie sich als Wortmarke haben schützen lassen. Dabei handelt es sich um ein achtwöchiges Trainingsprogramm zur effektiven und ressourcenvollen Nutzung der eigenen Emotionen für mehr Resilienz und Stressresistenz.
Von großem Interesse ist dabei der Zusammenhang zwischen Atmung, der Herzratenvariabilität (HRV) und der Emotionsregulation. So bewirkt nachweislich eine langsame und kontrollierte Atmung eine Erhöhung der HRV, was eine verbesserte Emotionssteuerung zur Folge hat.
Weiterhin sind neben vielen anderen Faktoren die sogenannte emotionale Aufrichtigkeit und die emotionale Ausdruckflexibilität wichtige Voraussetzungen für eine gute Steuerung unserer Gefühle.
Grundlage der Emotionsanalyse in diesem Buch ist das sogenannte Mimikresonanz-Modell der zwölf Primäremotionen nach Eilert, wonach Emotionen nicht in positive und negative eingeteilt werden, sondern eine Differenzierung in defensive, offensive und kooperative Emotionen stattfindet.
Leider sind auch einige Kritikpunkte zu diesem Buch anzumerken. Beispielsweise werden Begriffe wie „Super-Ressourcen“ oder „Flourishing-Faktoren“ in der Einleitung verwendet, aber nicht erklärt, lediglich eine Ressource als Beispiel genannt. Folglich will man diesen Begriff nachschlagen, jedoch findet sich kein Glossar, geschweige denn ein Sachwortregister, was ich als großen Mangel empfinde, da dieses Buch mit vielen neuen, eigens entwickelten, Begrifflichkeiten und Anglizismen aufwartet.
Gleiches begegnet uns im Kapitel „Emotionale Ausdrucksflexibilität“, wo der Begriff Embodiment mehrmals Erwähnung findet, aber nicht erläutert wird. Diejenigen Leser, die diesen Begriff nicht kennen, sind somit gezwungen, zu warten, bis sich das entsprechende Kapitel damit auseinandersetzt, welches man allerdings im Vorfeld nicht eruieren kann, da kein Sachwortregister existiert.
Wenn Sie Literaturangaben nachschlagen möchten, werden Sie ebenfalls nicht fündig werden. Im letzten Absatz unter Literaturempfehlungen finden Sie lediglich einen Vermerk, dass ein komplettes Verzeichnis der zitierten Literatur auf der Website des Verlages in der Mediathek zu diesem Buch zu finden ist. Hingegen findet sich unter Literaturempfehlungen lediglich weitere Literatur der Autoren. Gäbe es eine Punktevergabe für dieses Buch, dann würde ich einen Punkt abziehen für das Fehlen des Literaturquellenverzeichnisses. So etwas gehört ins Buch und nicht auf die Website des Verlages.
Ein weiteres Manko ist die Tatsache, dass Literaturquellen im Text nicht immer aufgeführt sind, so beispielsweise bei einer interessanten Studie aus dem Jahr 2010 über die Etablierung von Gewohnheiten und deren Dauer. Es wird zwar auf eine „britische Forschergruppe“ verwiesen, man weiß am Ende jedoch nicht, um wen es sich da genau handelt.
Ein letzter Kritikpunkt betrifft die Aussage im Text des Buches, wonach eine „umfassende Übersicht der Emotionen der einzelnen Motivfelder“ im Anhang zu finden sei. Leider wird man dort in keinster Weise fündig. Der Anhang besteht lediglich aus Werbung in eigener Sache, nämlich die Erläuterung einer Ausbildung zum Mesource-Coach bzw. Mastercoach durch die Autoren.
Fazit: Ein interessantes Buch mit vielen neuen Informationen und Modellen sowie Anregungen für das Selbstcoaching als auch für die Arbeit mit Kienten bzw. Patienten im Bereich Resilienz und Stressmanagement. Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche Mängel, die die Freude an diesem Buch und dessen Nutzung etwas trüben.