Renate Jäger – Der Mut zum Nein und die Öffnung für Beziehung – Vom Umgang mit Grenzen – Walter-Verlag – Rezension
Im Buch Der Mut zum Nein und die Öffnung für Beziehung werden viele Aspekte von Grenzen beleuchtet. Es ist in drei große Teile gegliedert: Mit Grenzen leben, Grenzenbewusstsein entwickeln und Grenzerfahrungen, wo sehr viele praktische Beispiele einfließen.
Im ersten Teil geht es vor allem um die verschiedenen Pole, also einerseits Grenzen, die schützen und einfrieden, und andererseits Grenzen, die einengen. Diese Grenzen werden sowohl physisch, psychisch und sozialpsychologisch betrachtet. Im sozialpsychologischen Teil geht es z.B. um die Themen Ausgrenzung vs. Integration.
Ziel des zweiten Teiles ist es, ein sensibles Grenzenbewusstsein zu entwickeln und die unterschiedlichen Funktionen bzw. auch Gemeinsamkeiten der Grenzen, wie z.B. Trennung, Individualität, aber auch Durchlässigkeit, Öffnung und Verbindung zu entdecken. Das Buch weitet den Blick und die Aufmerksamkeit, anstatt nur die Begrenzung zu sehen, frei nach dem Motte „Grenzen trennen und verbinden gleichzeitig.“
Auch die Bedeutung von Grenzen als Strukturgeber, Schutz, aber auch Behinderung wird beleuchtet, sowie auch die Folgen von fehlenden Grenzen.
Frau Jäger nimmt immer wieder auf die Astrologie Bezug und auf verschiedene Therapierichtungen, wie z.B. die Gestalt- und Kunsttherapie.
Weiter geht es mit einer biologischen Sicht auf Grenzen und mit verschiedensten Sichtweisen aus der Symbolik, der Geschichte und der Politik.
Ein weiteres Kapitel ist den psychischen Grenzen als Entwicklungsschritt zur Identität und der Konflikt- und Friedensfähigkeit gewidmet. Die Leser:innen erkennen Zusammenhänge mit den Abwehrmechanismen und werden ermutigt, Grenzen durch Selbstreflexion wahrzunehmen.
Sehr viele Erfahrungen aus der Psychotherapie, wo Grenzsituationen und Grenzerfahrungen wohl an der Tagesordnung sind, werden aufgegriffen. Anhand von Fallbeispielen wird die Arbeit mit dem therapeutischen Sandspiel bzw. dem therapeutischen Malen als Möglichkeit einer bildhaften Gestaltung vorgestellt und in Fallbeispielen aus der eigenen Praxis sehr ausführlich erklärt.
Auch das Thema Angst als Signal einer Grenze und der Umgang damit, das Thema Hoffnung und der Tod werden anhand von Praxisbeispielen sehr bunt dargestellt.
Fazit: Das Buch ist meiner Meinung nach v.a. für Menschen, die in der Beratung und/oder Therapie arbeiten, geeignet und spiegelt das breite Feld des Themas „Grenzen“ wider. Weiters werden die Leser:innen ermutigt, das Wandlungspotenzial von Grenzsituationen zu erkennen, um offen für Neues zu sein. Grenzen als Orte und Zeiten der Übergänge.
Lediglich die Bindung des Buches ist nicht sehr stabil und der Titel könnte irreführend sein, wenn die Leser:innen sich ein Buch zum Thema „Neinsagen“ wünschen und erwarten.
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