Psychosomatik
Psychosomatik – Ganzheitliche Betrachtung: Die Psychosomatik bezeichnet eine medizinische Richtung, die davon ausgeht, dass seelische Aktionen und Reaktionen eng mit der Körperlichkeit verbunden sind und sich somit beispielsweise auch durch körperliche Schmerzen oder Leiden äußern können. Die Psychosomatik als Lehre, bzw. medizinischer Fachbereich, tritt immer dann in Erscheinung, wenn die herkömmliche Schulmedizin beispielsweise keine physiologischen Ursachen für Schmerzen und andere körperliche Gebrechen feststellen kann. In einem solchen Fall untersucht die Psychosomatik, ob den körperlichen Beschwerden seelische Erkrankungen zugrunde liegen.
Der Begriff der Psychosomatik stammt dabei aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus dem Wort psyché für Seele und soma für Körper/Leben. Das „Gegenstück“ zur Psychosomatik ist die Somatopsychologie, die untersucht, wie sich körperliche Erkrankungen auf seelische Prozesse auswirken können.
Bei „Psychosomatik“ stehen folgende drei Aspekte im Vordergrund : 1. Psychische und soziale Einflußfaktoren werden als Kausalfaktoren angenommen. Es wird jedoch meist nicht ausschließlich eine psychogene Ursache angenommen. 2. Psychische und somatische Komponenten jeder körperlichen Störung werden gleichzeitig und aufeinander bezogen beachtet. 3. Psychosomatische Störungen gelten als klassifikatorische Einheit, bezogen auf Organe, die überwiegend vom ANS innerviert werden. Halliday (1948) sah erstmals psychosomatische Krankheiten als klassifikatorische Einheit für psychogene Krankheiten an. Eine deskriptive Klasse besteht bis heute nicht, da fast alle sogenannten „psychosomatischen“ Krankheiten phänomelogisch nicht von primär organisch verursachten Krankheiten zu unterscheiden sind. Einige klassifikatorische Bemühungen seien nur kurz erläutert :
Einteilung der psychosomatischen Störungen
Nach Ähnlichkeiten von Symptombildern haben Studt u.a. (1974) eine Klassifikation mit taxometrischen Methoden versucht und vier Symptomgruppen unterschieden : a) zentrale Symptome (z.B. körperliche Erschöpfung) b) Randsymptome (z.B. Gleichgewichtsstörungen) c) Angrenzende Symptome (z.B. Durchfall) d) Trabantensymptome (z.B. Muskelkrämpfe)
Die Psychosomatik spielt auch in der Psychotherapie eine wichtige Rolle
Die Entwicklung der Psychosomatik
Im Grunde begleitet die Psychosomatik die Gelehrten bereits seit der Antike. Bereits sehr früh begannen die Menschen damit, sich mit dem Dualismus zwischen Leib und Seele – und damit mit der Frage, ob diese überhaupt getrennt betrachtet werden könnten – und wie, dann inwiefern – zu beschäftigen. Eine eigene Strömung unter der Bezeichnung „Psychosomatik“ wurde aus diesen gedanklichen Tendenzen jedoch erst im frühen 19. Jahrhundert, heute geht die Forschung davon aus, dass es Johann Christian August Heinroth war, der den Begriff der Psychosomatik 1818 prägte. Im Laufe der Jahrzehnte beschäftigen sich immer weitere und bis heute sehr viele verschiedene Strömungen der Psychologie mit der Frage, wie sich seelische Problematiken auf den Körper auswirken können – und somit mit dem, was heute längst als Psychosomatik beschäftigt wird. Erklärungsansätze kamen dabei unter anderem aus der Tiefenpsychologie, der Anthropologie, aus der Psychobiologie, aus der Psychophisiologie und aus der Systemtheorie. Bis heute streitet die Wissenschaft jedoch immer noch darüber, wie Körper und Seele tatsächlich zusammenwirken und ob eine Seele überhaupt -, bzw. in welcher Form sie existiert. Daraus ergeben sich immer noch verschiedene Ansätze und Vorgehensweisen der Psychosomatik. So werden gängige medizinische Behandlungen zum Beispiel durch psychotherapeutische Sitzungen unterstützt oder sogar durch diese ersetzt, um einen Genesungsprozess voranzutreiben.
Die Psychosomatik in der Gesellschaft
Auch wenn die Psychosomatik immer größere Anerkennung und Bedeutung erfährt, so geht dieser Prozess dennoch nur schleppend voran. Einerseits liegt das daran, dass die Medizin selbst in klassische Heilmethoden und Psychologie – und somit auch in unterschiedliche Ursachen und Wirkungsbereiche unterscheidet. Andererseits fehlt es den Patienten selbst häufig an Akzeptanz für ihre eigenen Symptome. Viele können nicht anerkennen, dass ihre Schmerzen psychologischer Natur sein könnten und fühlen sich als Simulanten, wenn keine körperliche Ursache für ihr Leid gefunden werden kann. Die Psychosomatik kämpft nach wie vor für ihre Anerkennung, konnte in den vergangenen Jahren dabei jedoch bereits wichtige Erfolge erzielen.
Nach: Schmidt, L.R. & Becker, P. (1977). Psychosomatische Störungen. In E. Pongratz (Hrsg.). Handbuch der Psychologie, Bd. 8/1, S. 367-401. Göttingen : Hogrefe
Optionale Vertiefung: Psychosomatik am Beispiel der Thesen zum Asthma
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