Psychologie in der Altenpflege / Ausbildung – Mögliche Inhalte und Bereiche
Die Pflege von alten Menschen gehört zu den anspruchsvollsten Tätigkeiten des Gesundheitsbereichs. Hier treffen pflegerischen Kompetenzen und der Wunsch nach einem menschlichen Umgang auf knallharte wirtschaftliche Rahmenbedingungen. In diesem Spannungsfeld kann ein geschulter psychologischer Blick, der korrekte Umgang mit den Menschen sowie das Erkennen von Problemen und Veränderungen besonders hilfreich sein. Die Psychologie liefert viele Ansatzpunkte, die Qualität der Pflege zu verbessern und den Bedürfnissen der betreuten Menschen besser gerecht werden zu können.
Warum Weiterbildungen aus dem Themenkomplex Psychologie in der Altenpflege?
Der Mensch soll im Mittelpunkt stehen. Das ist allein mit Pflege nicht zu leisten. Die Veränderungen des Körpers und Geist, der kognitiven und motorischen Fähigkeiten erfordern eine ganzheitliche Herangehensweise. Durch eine Weiterbildung können Pflegekräfte nicht nur Veränderungen und Handlungsbedarf frühzeitig erkennen, sondern auch Handlungskonzepte für die gesamte Einrichtung auf den Weg bringen. Daher ist es ratsam, dass sich Pflegekräfte zusätzlich in diesem Bereich weiterbilden und ihre dabei erworbenen Fähigkeiten zum Wohle der Pflegebedürftigen für eine Verbesserung der Gesamtsituation einsetzen.
Vorteile von geeigneten Psychologiekursen für Pflegekräfte
Das Postulat des lebenslangen Lernens ist insbesondere dort gegeben, wo es um Arbeit am und mit Menschen geht. Neueste Erkenntnisse verbessern die Pflege und bringen neue Akzente in tägliche Routinen, die zu einer Entlastung durch neue Blickwinkel und Therapieansätze führen können. Zugleich bilden sich die Pflegekräfte insgesamt weiter. Dabei reichern sie ihr Wissen in einem Bereich an, der die komplexe und bei pflegebedürftigen Menschen häufig auch komplizierte verbale und nonverbale Kommunikation in den Mittelpunkt rückt sowie die Erfahrung, die Bedürfnisse und die Interaktion mit der Umwelt berücksichtigt. Sie unterstützen bei den Pflegebedürftigen die Akzeptanz der sich verändernden Verfassung und wirken somit positiv auf deren Lebensqualität.
Das zahlt sich nicht nur mit einem Ansatz der verbesserten ganzheitlichen Pflege aus, sondern bietet auch neue Gehalts- und Karriereoptionen. Weiterbildungen sind eine solide Basis, um sich für leitende Positionen oder ein Projektmanagement zu empfehlen.
Der besondere Vorteil: Speziell Online-Kurse und ähnliche niedrigschwellige Weiterbildungen abseits eines Studiums lassen sich in der Regel orts- und zeitunabhängig, flexibel im eigenen Lerntempo sowie an die individuellen Lebensbedingungen angepasst nutzen. Pflegekräfte können sich daher sehr gut berufsbegleitend in diesem Bereich weiterbilden und zusätzliche Kompetenzen erlangen.
Wichtige psychologische Themen in der Altenpflege
Es gibt verschiedene Richtungen und Schulen der Psychologie, die für Pflegekräfte von besonderer Bedeutung sind.
- Zum einen sind behandeln diese Themen, die Veränderungen bei den Pflegebedürftigen betreffen und somit unmittelbar Einfluss auf die Pflege haben können.
- Zum anderen betrifft dies Themen, mit denen sich Pflegende selbst schützen und ihre Erfahrungen sowie den damit verbundenen Stress bewältigen können.
Allgemeine Psychologie umfasst die Gesamtsituation
Die Allgemeine Psychologie ist die große „Grundlagenwissenschaft“. Sie beschreibt unter anderem die gesamte Interaktion, Wahrnehmung und Verhalten, das Denken, Gedächtnis und die Psychomotorik. Die Theorien und Erkenntnisse fließen in das Ableiten von Handlungskonzepten und Interventionsmöglichkeiten ein.
Pflegekräfte profitieren von Kursen der Allgemeinen Psychologie durch deutlich verbessertes Grundverständnis des menschlichen Verhaltens, Erfahrens und Empfindens. Daraus ergeben sich Ansätze Verbesserung der individuellen Pflege einerseits und für optimierte Abläufe in Heimen oder im Haushalt andererseits.
Entwicklungspsychologie schließt das Alter ein
Ein zentraler Baustein der Psychologie ist die Entwicklungspsychologie. Diese beschreibt und erklärt die Veränderungen des menschlichen Verhaltens, seiner Interaktion mit der Umwelt und des eigenen Erlebens vor dem Hintergrund verschiedener Lebensphase. Häufig erscheint dieser Zweig der Wissenschaft in erster Linie für Kinder und Jugendliche relevant. Doch das ist nicht richtig. Denn sie umfasst alle Lebensspannen bis einschließlich zum Tod. Daher ist sie auch für das Alter und das Altern von entscheidender Bedeutung, um die Veränderungen zu verstehen und daraus Schlüsse für die Arbeit der Fachkräfte zu ziehen, die mit der Betreuung und Pflege von Menschen betraut sind.
Pflegepersonal kann aus einem Kurs in Entwicklungspsychologie viele Kompetenzen gewinnen, um angemessen auf Veränderungen der körperlichen und geistigen Fähigkeiten sowie des sich verändernden Erlebens zu reagieren. Auf diese Weise können die Pflegefachkräfte den letzten Lebensabschnitt der betreuten Menschen auch nach psychologischen Gesichtspunkten besser gestalten.
Biologische Psychologie in der Pflege
Die biologische Psychologie beschreibt unter anderem das Wechselspiel zwischen physiologischen Effekten und Veränderungen (Körperfunktionen) sowie dem Empfinden und Handeln der Personen.
In der Altenpflege sind insbesondere neurologische Themen von Interesse, die den Zusammenhang von Gehirnleistung und Gedächtnis, des Herz-Kreislauf-Systems sowie der Gefühlslage und den Handlungen aufzeigen. Mit einem solchen Wissen können Pflegekräfte deutlich besser Veränderungen bei den Betreuten erkennen und medizinisch-pflegerisch reagieren.
Sozialpsychologie in Heimen
Ein in der Bedeutung wachsender Bereich der Psychologie für die Altenpflege ist die Sozialpsychologie. Diese beschreibt unter anderem die Wechselwirkung zwischen Individuen und Umwelt, aber auch innerhalb sowie zwischen verschiedenen sozialen Gruppen. Für ein angenehmes Leben im Heim mit Gemeinschaftsaktivitäten sind sozialpsychologische Kenntnisse ein Schlüssel, um Menschen mit unterschiedlichen Lebensbiografien und ggf. kulturellen Hintergründen zu einem harmonischen Miteinander zu verhelfen.
Pflegekräfte können Kompetenzen erwerben, um gruppendynamische Prozesse zu steuern, die verschiedenen Erwartungen und Emotionen in ein funktionierendes Gruppengefüge zusammenzubringen und so das Heimleben bereichernd strukturieren.
Persönlichkeitspsychologie und Vorbelastungen
Die differenzielle Psychologie oder Persönlichkeitspsychologie ist eine wichtige Basis für die Arbeit von Psychotherapeuten. Für die Altenpflege ist dieser Zweig der Wissenschaft deshalb interessant, weil auch Pflegebedürftige unter einer Störung der Persönlichkeit leiden können. Zwänge, Angststörungen, Panikattacken, aber auch Depressionen und verschiedene Syndrome sind in der gesamten Gesellschaft verbreitet. Das schließt Pflegebedürftige ein.
Pflegebedürftige können bei einer erweiterten Kenntnis von Persönlichkeitsstörungen angemessen auf kritische Situationen bei der Betreuung der Betroffenen reagieren. Sie wissen besser, wie sie auf das Krankheitsbild reagieren und die Auswirkungen eindämmen können.
Demenz oder Depression?
Übergreifendes Psychologiethema insbesondere bei der Betreuung von alten Menschen ist eine Abgrenzung zwischen Demenz und Depression. Pflegebedürftige, die neu ins Heim kommen oder dort länger verweilen, entwickeln häufig eine Altersdepression. Sie können sich nur schlecht auf die Situation einstellen und mit dieser umgehen. Bestärkt wird dies durch die Erfahrung, dass sie ohne die Hilfe anderer Menschen im Alltag nicht mehr zurechtkommen. Die erkennbaren Symptome der Altersdepression ähneln teilweise denen einer beginnenden Demenz. Demente Menschen müssen jedoch anders behandelt und gepflegt werden als depressive Personen.
Pflegekräfte können durch geeignete Weiterbildungsmaßnahmen leichter die Unterschiede zwischen dementen und depressiven Menschen erkennen, entsprechende Behandlungsmöglichkeiten auf den Weg bringen und einerseits die depressiven Menschen stabilisieren und die dementen Personen entsprechend der besonderen Bedürfnisse – bis hin zu einer Unterbringung auf einer Spezialstation – betreuen.
Der Tod als Abschluss
Leider ist der Tod das typische Ende für Pflegebedürftige im Heim. Daher gehört das Sterben fast schon zum Alltag in Einrichtungen. Der Umgang mit dem Verlust eines Menschen macht vielen Pflegenden zu schaffen und ist von ihnen in kurzen Abständen immer wieder neu zu bewältigen. Zugleich müssen sie den Angehörigen die Botschaft übermitteln und mit den Trauernden die letzten Formalitäten klären.
Psychologische Kenntnisse unterstützen die Pflegenden einerseits, selbst den Tod als elementaren Teil der Arbeit akzeptieren zu können. Andererseits finden sie leichter die passenden Worte für Angehörige.
Psychologie als Hilfe zum Stressabbau
Die Arbeit mit Menschen ist fordernd und strengt an. Zusätzlich bietet das Gesundheitssystem keine angemessenen Rahmenbedingungen. Der Fachkräftemangel, die vergleichsweise schlechte Entlohnung der Pflegeleistung, die enge Taktung der Leistung sowie bürokratischer Aufwand bei der Dokumentation und teilweise unverhältnismäßige Standards erschweren die Arbeit in allen Bereichen. Das führt zu einer großen Arbeitsverdichtung und einem Überbeanspruchen der Arbeitskraft. Die Folgen sind für viele Pflegekräfte: enormer Stress und eine latente oder deutlich spürbare Unzufriedenheit mit der Situation am Arbeitsplatz.
Pflegekräfte können durch Entspannungsmechanismen Methoden der Stressbewältigung lernen, in der Freizeit leichter abzuschalten und ihr inneres Gleichgewicht zu finden. Als Teilbereich der Psychologie sind diese Entspannungstechniken sehr wichtig, um den Anforderungen bei der Pflege zu begegnen und sich selbst vor einer zu großen Anteilnahme zu schützen. Entsprechende Kursangebote sind ein wichtiger Schlüssel, um diese Techniken zu lernen und für sich selbst anwenden zu können.
Fazit: Psychologie-Kurse helfen im Berufsalltag
Selbstverständlich müssen Pflegefachkräfte kein Studium beginnen, um sich psychologisch weiterzubilden. Das würde völlig von den Erfordernissen wegführen. Aber schon kleine Online-Kurse und niedrigschwellige Weiterbildungsangebote können dazu beitragen, die eigenen Kompetenzen zu verbessern. Das führt zu mehr Verständnis, einem menschlicheren Umgang in der Pflege und zu neuen Gestaltungsmöglichkeiten in Einrichtungen. Nicht zuletzt können die Pflegekräfte neben dem persönlichen Erkenntnisgewinn von mehr Selbstsicherheit und Selbstvertrauen sowie einem besseren Selbstschutz profitieren.