Kinderpsychologie
Kinderpsychologie – Der aktuelle Stand
Auf einen Blick:
Die Kinderpsychologie versteht sich als eines der Forschungsgebiete der Entwicklungspsychologie. Im Speziellen bezieht sich die Kinderpsychologie dabei auf den Zeitraum zwischen Geburt und Geschlechtsreife. Ein Kinderpsychologe beschäftigt sich also nicht zwangsläufig mit seelischen Erkrankungen von Kindern, bzw. deren Heilung, sondern mit der psychischen Entwicklung im Kindesalter im Generellen.
Annahmen der Kinderpsychologie
Eine zentrale Annahme der Kinderpsychologie lautet, dass der Mensch eine „physiologische Frühgeburt“ ist. Diese Annahme begründete der Kinderpsychologe Adolf Portmann. Das bedeutet, dass der Mensch im Gegensatz zum Tier zur Welt kommt, wenn er noch nicht dazu in der Lage ist, sich selbst zu versorgen. Er ist also darauf angewiesen, von seiner Umwelt wohlwollend unterstützt zu werden, um sich entsprechend zu entwickeln und alle Fähigkeiten, die zum Überleben und darüber hinaus notwendig sind, zu erlernen. Eine besondere Schlüsselrolle spielt in der Kinderpsychologie deshalb auch der Einfluss der Mutter, der auch in der Psychotherapie häufig thematisiert wird.
Darüber hinaus geht die Kinderpsychologie von der so genannten „hohen Synaptischen Plastizität“ aus und bildet hier wiederum eine Schnittmenge mit der Neurologie. Diese Plastizität bedingt, dass physische Fehlentwicklungen der Kindheit in diesen Kindheitsjahren deutlich leichter korrigierbar sind als im Erwachsenenalter. An dieser Stelle kann auch ein Kinderpsychologe ansetzen, wenn entsprechende Behandlungs- und Therapiemethoden zur Anwendung kommen sollen.
Die Entwicklung der Kinderpsychologie
Die Anfänge der Kinderpsychologe liegen im späten 19. Jahrhundert. Als eine Art erster Kinderpsychologe kann William Thierry Preyer bezeichnet werden. Er, und später unter anderem auch William und Clara Stern, veröffentlichten in den 1880er Jahren Tagebuchaufzeichnungen, die nur Beobachtungen ihrer Kinder umfassten.
In den 1920er Jahren entwickelten sich in Wien dann die Entwicklungspsychologie, derer die Kinderpsychologie ein Teilgebiet ist, und die Kinderpsychoanalyse nahezu parallel. 1928 sorgte eine Veröffentlichung von Watson für einen Skandal, wurde gleichzeitig jedoch zum Bestseller. Das Buch thematisierte die Mutterliebe und bezeichnete sie als gefährlich. Weniger pauschal und unter gewissen Kriterien geht so mancher Kinderpsychologe noch heute von dieser Annahme aus.
In den 1930er Jahren war Alfred Adler ein bedeutender Kinderpsychologe. Er wendete verschiedene Konzepte der Psychologie auf Erziehungsmaßnahmen im Elternhaus und in der Schule an und untersuchte die Entwicklung von Kindern ausgehend von diesen Maßnahmen.
Im Laufe des mittleren 20. Jahrhunderts gab es dann immer mehr Kinderpsychologen, die sich mit der Mutter-Kind-Beziehung, bzw. Störungen diese Beziehungen, und ihre Auswirkungen auf schwere Krankheiten untersuchten. Generell drehen sich die Annahmen der Kinderpsychologie, zu welcher Erkenntnis sie schlussendlich auch kommen mögen, um die Entwicklung von Kindern unter verschiedenen Umständen, zum Beispiel in häuslicher Erziehung, durch fremde Erziehung (zum Beispiel Tagesmutter, Schule), das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern sowie die Auswirkungen der verschiedenen Beziehungen auf eine reguläre/gestörte/verzögerte Entwicklung. In den 1960er Jahren ging die Kinderpsychologie und insbesondere der Kinderpsychologe Hohn Bowlby nicht mehr nur auf hindernde Aspekte der Mutter-Kind-Beziehung, sondern vielmehr auf deren fördernde Aspekte ein. Die Anschauung der Kinderpsychologie wurde somit weniger kritisch und stärker fördernd.
1971 war es dann der Kinderpsychologe Albert Bandura, der sich dem Identifikationslernen widmete.
Wie in der Wissenschaft üblich, sind die Forschungen der Kinderpsychologie nicht gänzlich abgeschlossen, wenngleich man sich in vielen Fragen auf einige standhafte Theorien beschränkt.