Dysarthrie
Störungen der Sprechmotorik bei neurologischen Krankheiten. Wortwahl, Satzbau, Lesesinnverständnis und Schreiben sind intakt, sofern nicht gleichzeitig eine Aphasie oder Sprachentwicklungsstörung vorliegt. Ursachen sind Krankheiten, die die sprechmotorischen Hirnrindenfelder, die von ihnen ausgehenden Leitungsbahnen oder die Kerne der motorischen Hirnnerven, bzw. die von ihnen ausgehenden Nerven und die von diesen versorgten Muskeln betreffen. Ferner kommen Dys. zustande durch Krankheiten der Stammganglien und des Kleinhirns. Symptome sind je nach Lokalisation des Prozesses Beeinträchtigung der Artikulation, der Stimmgebung und Sprechatmung sowie Störung in Sprachmelodie, Rhythmus und Dynamik. ( Störungen der sprechmotorischen Ausführung betreffen in der Regel nicht nur die Artikulation, sondern auch die Phonation und die Sprechatmung. Man spricht deshalb auch von Dysarthrophonie.
Grundlagen der Therapien bei verschiedenen Dysarthrien
Kortikale und pyramidalen Dysarthrien erfordern zusätzlich ein Artikulationstraining.
Eine Sonderstellung nimmt die Suprabulbärparalyse ein, bei Kindern kommt es zusätzlich zu schweren Sprachentwicklungsstörungen, deshalb sind hier Maßnahmen zur Anbahnung der Artikulation und systematischer Sprachaufbau erforderlich.
Die Therapie extrapyramidaler Dysarthrien muß sich an den im Vordergrund stehenden Symptomen orientieren. Allgemein sind Übungen zur Steuerung der Stimmfunktion, der Artikulationsmotorik, der Phonationsatmung und der Prosodie erforderlich.
Beim Parkinson-Syndrom sind medikamentöse Behandlungen möglich. Bei der Sprechtherapie müssen Modulations- und Mundmotorikübungen sowie ein Artikulationstraining und Redeflußübungen durchgeführt werden.
Choreatische Dysarthrien lassen sich manchmal günstig durch Übungen zur optischen Selbstkontrolle, die später mit geschlossenen Augen durchgeführt werden, beeinflussen.
Athetotische Dysarthrien können meist nur wenig gebessert werden. Im Vordergrund stehen Übungen zur Koordination von Phonationsatmung, Phonation und Artikulation.
Bei zerebellaren Dysarthrien sind logopädische Maßnahmen nur dann angezeigt, wenn stationäre Störungen bestehen. Sprechstörungen bei progredienten Erkrankungen lassen sich kaum beeinflussen.
Bei progressiven bulbären Dysarthrien sind sprechtherapeutische Maßnahmen im Anfangsstadium der Erkrankung sehr sinnvoll, da der Verlauf meist chronisch-protrahiert ist und zeitweilige Stillstände eintreten
Grundsätzlich müssen intensive Frühbehandlungen angestrebt werden. Dies gilt insbesondere für das Training der Mondmotorik und die Anbahnung sprachlicher Vorstufen. Grundlage der Behandlung sind physiotherapeutische Maßnahmen. Für die Schulung der Artikulationsmotorik ist besonders die Mund-, Eß- und Trinktherapie von Bedeutung. Hör- und Sehstörungen müssen möglichst frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden.