“Andere Wege gehen” – Jacob, van Genderen, Seebauer – BELTZ Verlag – Rezension
“Andere Wege gehen”, von den drei Autorinnen Dr. Gitta Jacob, Hannie van Genderen M. Sc. und Dipl-Psych Laura Seebauer, 2. Auflage – Schon der Titel motiviert bei diesem “Selbsthilfe”-Buch dazu, einmal aus einer neuen Perspektive auf sehr persönliche Dinge zu sehen. Im Untertitel zeigt sich, dass es um Lebensmuster geht, die aus dem schematherapeutischen Ansatz heraus betrachtet werden.
Schnell wird klar, dass das Buch für den Leserkreis “interessierte Menschen” (lt. Vorwort) gedacht ist, daher vermutlich weniger für Fachleute. Dies gleich Anfangs zu erwähnen ist löblich, denn die gewählte einfache Sprache passt zur Zielgruppe: leicht, fast beschwingt ist dieses Buch geschrieben, auch wenn es sich im Kern um ein ernstes Thema handelt, dass wohl jeden von uns betrifft. Es finden sich neben dem Hauptthema Schema-Therapie auch Referenzen auf die Transaktionsanalyse mit den inneren Antreibern, dem katathymen Bilderleben und weiteren psychologischen Konzepten. Sollte doch einmal ein Fachterminus benutzt werden, so wird dieser sofort erklärt und ist auch im Glossar zu finden.
Wer bereit ist, dieses explizit als “Selbsthilfebuch” deklariertes Buch nicht nur zu lesen, sondern sich auch auf die zahlreichen Übungen einzulassen, der wird die eine oder andere Erkenntnis sicher erfahren dürfen. Allerdings sollte man vor dem Lesen die fast dreißig Seiten Arbeitsblätter herunterladen, damit man immer passend zu den einzelnen Kapiteln die Übungen durchführen kann.
Das Buch enthält sehr viele Fallbeispiele (v. a. “Andrea F.” bei den Nonnen, S. 46 + S.49 fand ich aufschlussreich), die das jeweilige Thema recht plastisch veranschaulichen. Teilweise werden die in den Fallbeispielen genannten fiktiven Personen, zu verschiedenen Themen wiederholt genannt – dies führt zu einem tieferen Verständnis der Thematik. Spätestens wenn man seine eigenen “Kindmodi” erkennt, hält man zwangsläufig kurz inne und denkt vielleicht: “Oh, das bin ja ich!”
Die Abgrenzung zu tatsächlichen psychischen Krankheitsbildern wäre m. E. an einigen Stellen wünschenswert. Und auch ein stärkerer Hinweis darauf, dass für bestimmte Menschen mit psychischen Auffälligkeiten, einige der empfohlenen Übungen (u. a. S. 139) nicht geeignet sein könnten.
Angenehm hingegen ist , dass beim Beginn eines neuen Abschnitts immer wieder kurze Hinweise auf das darin vorkommende Thema und die nachfolgenden Aspekte gegeben werden. Ebenso lockern die Illustrationen das gut strukturierte Buch auf.
Selbst komplexere Zusammenhänge (“Teufelskreis” S. 92) werden leicht verständlich dargestellt.
Mir scheint, dass das mutmaßliche Anliegen der drei Autorinnen erreicht wurde: Menschen zu einem “besseren” Leben anzuleiten und zu ermächtigen.
Das Buch macht nicht nur Mut zur Veränderung, sondern mit der Veränderung auch zu beginnen!